„Is(s) was!?“

Wahlunterricht Unterstufe Kultur Theater Mittelstufe

Die Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe begeisterte mit einem hochaktuellen und brisanten Stück ihr Publikum in der Aula des Gymnasiums Dorfen.

Eindrücke von der Generalprobe des Stücks „Is(s) was!?“
Bildstrecke: Eindrücke von der Generalprobe des Stücks „Is(s) was!?“

„Iss, was gar ist, trink, was klar ist, red, was wahr ist!“ – das sagte bereits der Kirchreformator Martin Luther. Doch wie sieht es aus, wenn in Wahrheit gar nicht mehr klar ist, was oder ob überhaupt gegessen wird? Mit der schwierigen Problematik der Essstörungen beschäftigte sich in diesem Jahr die Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe. Denn wenn solche Störungen – meist in Unkenntnis der Eltern – im Verborgenen auftreten, dann „ist was“, und die bloße Aufforderung „Iss was!“ läuft buchstäblich ins Leere. Die Doppeldeutigkeit des Titels – eines Projekts des Theatrium Leipzig – beinhaltet dabei vielleicht auch die lapidare Frage „Is(t) was?“ eines Elternteils, die wohl im konkreten Fall unbeantwortet bleibt.

Es war nun aber der ausdrückliche Wunsch der Theatergruppe mit 21 Teilnehmer/-innen aus der 6. bis 8. Jahrgangsstufe, diese Frage eben nicht ungehört verhallen zu lassen – und somit dieses moderne und für diese Altersgruppe sehr anspruchsvolle Theaterstück auf die Bühne zu bringen.

Es geht um die beiden essgestörten Mädchen Anna und Jenny – Anna ist an Anorexie (Magersucht) und Jenny an Bulimie (Ess-Brechsucht) erkrankt. Geschildert werden typische Lebenssituationen der Jugendlichen, die gar nicht einmal aus zerrütteten Familienverhältnissen stammen. An welchen Punkten in ihrem Leben geraten sie in Schwierigkeiten, was sind die Ursachen dafür, welche Stimmen in ihren Köpfen veranlassen sie dazu, ihren Körper dem Risiko Untergewicht auszusetzen? Diese inneren Stimmen werden erschütternderweise auf der Bühne ebenfalls durch Schauspieler verkörpert: den Hunger und das „Double“.

Um die schwierige Problematik szenisch zu brechen und aufzulockern, laufen in diesem „Spiel“ um Leben und Tod immer wieder die „Super Mario Bros.“ als Kulissenumbauteam oder lebendige Warenregale über die Bühne. Das minimalistische Bühnenbild und die projizierten Hintergründe greifen eine Computerspielatmosphäre in für das Publikum durchaus verstörender Weise auf. Bis zuletzt ist ja auch im wirklichen Leben nicht klar, wie eine solche Erkrankung ausgeht, oder ob es nicht irgendwann heißt: „Game over!“

Auch in diesem Jahr ist wieder ein sehr beeindruckendes, höchst motiviertes und talentiertes Ensemble zusammengekommen. Die Schüler/-innen haben sich dabei durch das Hineinwachsen in ihre Rollen und ebenfalls durch gute Vorschläge zur szenischen Umsetzung bereits in der Probenphase überaus verdient gemacht, was nicht nur mich als Spielleiter sehr stolz macht, sondern auch das Publikum – trotz der im wahrsten Wortsinn schweren Kost – begeistern konnte. Was für eine Leistung! Hut ab! Der tosende Applaus für die drei Aufführungen und die große Spendenbereitschaft der Zuschauer ließen daran keinen Zweifel.