Ein Wanderer zwischen den Welten

Kultur Lesung Deutsch

Dass Galsan Tschinag tatsächlich in zwei Welten zuhause ist (nämlich der mongolischen Steppe und der westlichen, vor allem deutschsprachigen Zivilisation), davon konnten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer in der fast voll gefüllten Aula unseres Gymnasiums überzeugen.

Eindrücke von der Lesung
Bildstrecke: Eindrücke von der Lesung

An einem grauen, regnerischen Novemberabend war Galsan Tschinag, Häuptling und Stammesältester der kleinen mongolischen Volksgruppe der Tuwiner, dorthin gekommen und füllte von Beginn an, den mit Filzdeckchen und Kerzen auf Tischen schön gestalteten Raum, mit seiner starken Persönlichkeit und seiner großen Erzähllaune aus.

Dass Galsan Tschinag es mit Programmplänen nicht allzu ernst nimmt, musste Landkreisbibliothekar Olaf Eberhard, der den Abend organisierte und moderierte, jedoch selbst nicht gerade für strikte Einhaltung von Zeitplänen bekannt ist, erfahren, da der Autor, der interessanterweise all seine Bücher in einem wunderbaren, bildhaften Deutsch schreibt (er hat in den 60er Jahren in Leipzig Germanistik studiert), als die Veranstaltung gut 90 Minuten später endete als geplant.

Aber keiner der gebannt lauschenden Zuhörer (die teilweise bis aus Ulm und Chemnitz wegen der Veranstaltung anreisten) bereute sein Kommen. Grund war die packende Ausstrahlung Tschinags, der nicht nur aus seinem letzten, stark autobiographischen Roman „Gold und Staub“ vortrug, sondern auch viel aus seinem Leben, über die Gebräuche bei den tuwinischen Nomaden und auch über seine Einstellung zu westlichem Konsumdenken erzählte.

Stimmungsvoll ergänzt wurde der Abend durch musikalische Beiträge unserer hochbegabten Sopranistin Johanna Schumertl aus der Q11 (begleitet von OStRin Irmgard Bauer am Klavier) und dem mit Freude und nicht minder großer Begabung auf dem Marimbaphon aufspielenden Schüler der 9. Klasse, Jakob Marsmann, sowie der ehemaligen Schülerin des Erdinger Anne-Frank-Gymnasiums Ines Chadly, die sehr zur Freude des Publikums die Pause mit ihrem sicheren Spiel am Flügel untermalte.

Die Hausherrin, OStDin Andrea Hafner, befand zum Schluss, dass der Abend trotz dreistündigen Programms sehr kurzweilig gewesen sei. Somit hatte es sich für alle Beteiligten gelohnt, diesen Abend in der Aula des Gymnasiums Dorfen zu verbringen.