„Der Flucht ein Gesicht geben“

P-Seminar Schule ohne Rassismus Soziales Religion Oberstufe

Am Donnerstag, den 18. Januar, fand am Gymnasium Dorfen ein Projekttag für die gesamte 6. Jahrgangsstufe statt. Thema war: „Asyl – der Flucht ein Gesicht geben!“

Die Organisatoren und Schüler/-innen der 6. Klassen zum Abschluss in der Aula
Die Organisatoren und Schüler/-innen der 6. Klassen zum Abschluss in der Aula

Die Mädchen und Jungen der 6. Klassen sollten an das schwierige Thema der Asylproblematik herangeführt werden. Sie sollten fern von Klischees und vorgefassten Meinungen Einblicke in die Lebenswelt von Asylbewerbern, ihre Fluchtursachen und ihre Schwierigkeiten, sich in einem neuen Land zurechtzufinden, gewinnen. Sie sollten vor allem die Möglichkeit haben, einige Asylanten persönlich kennenzulernen, sich mit ihnen auszutauschen, über ihre Art und unsere Art zu leben, den Alltag zu bewältigen, aber auch Feste zu feiern – kurzum, Gelegenheit haben, statt über anonyme und ominöse Flüchtlinge zu reden, Menschen ins Gesicht zu schauen!

Vorbereitet hatte den Tag am Gymnasium das P-Seminar – sprich Projektseminar zur Studien- und Berufsorientierung – Asyl. Fast ein ganzes Jahr lang hatten sich die 16 Schüler/-innen der Q12 für die Organisation dieses Tages fit gemacht. Als erstes ging es darum, sich selbst ins Thema einzuarbeiten. Dazu hatten die Schüler nicht nur eigene Referate (vom deutschen Asylverfahren bis zur politischen Situation diverser Herkunftsländer) gestaltet, sie hatten auch ihre Fühler ausgestreckt, um von Flüchtlingen wie Flüchtlingshelfern Erfahrungen aus erster Hand zu bekommen. Zu den eingeladenen Referenten zählten u.a. der ehemalige Kunstlehrer am Gymnasium, Herr Anton Empl, der sich seit seiner Pensionierung der Unterstützung von Dorfener Flüchtlingen voll und ganz verschrieben hat, der ehemalige Vorstand der Dorfener Flüchtlingshilfe, Herr Adalbert Wirtz, aber auch Herr Mohammad Akbari, dessen Herz immer noch für seine Heimat Afghanistan schlägt. Doch auch außerhalb des Schulgebäudes tat man sich um. So besuchten die Schüler/-innen das Dorfener Zentrum für Integration und Familie DZIF, eine Abendveranstaltung der Dorfener Flüchtlingshilfe und die Asylbewerberunterkunft in der ehemaligen Landgaststätte Lindum, wo man nebenbei für die Kinder und Jugendlichen zwei Spielenachmittage veranstaltete. Um auch die Mitschüler/-innen der eigenen Jahrgangsstufe mit dem Thema zu konfrontieren, konnte man im vergangenen Schuljahr sowohl die Ausstellung „Grenzerfahrungen“ ins Haus holen als auch die Journalistin Frau Annabel Wahba, eine gebürtige Erdingerin, für eine Autorenlesung („1000 Meilen über das Meer - die Flucht des Karim Deeb“) gewinnen.

Dann ging es an die Vorbereitung des Projekttages. In acht Stationen sollten die beteiligten Sechstklässler ein möglichst abwechslungsreiches, kurzweiliges Programm durchlaufen, das nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern alle Sinne ansprechen, nicht nur passives Konsumieren, sondern aktives Mitmachen versprechen sollte. Jeweils zwei Schüler der Gruppe übernahmen die Vorbereitung einer Station.

Am vergangenen Donnerstag war es dann soweit. Die Schüler/-innen der 6. Klassen machten sich nach einer kurzen Einführung im Filmsaal in Kleingruppen von 14 Personen auf zum Parcours durch die jeweils 20-minütigen Stationen und erlebten so einiges: lauschten sie bei der einen Station den Klängen der Dambura – einer zweisaitigen afghanischen Langhalslaute – und ließen sich von zwei afghanischen Tänzern zum Teil dazu animieren, selbst das Tanzbein zu schwingen, so gab es bei der nächsten eine Einführung in die arabische Schrift, verbunden mit der Erkenntnis, dass zwar unsere Ziffern aus dem Arabischen stammen, aber in arabischsprachigen Ländern stattdessen die altindischen Zahlen verwendet werden. Wie konfus! Erfuhr man in der einen Station etwas über Push- und Pullfaktoren der Flucht, konnte man sich bei einer anderen über Sprach- und Integrationskurse, Einbürgerungstests und so seltsamen Wörtern wie BAMF aufklären lassen. Verglich man hier den eigenen Alltag mit dem ganz normalen Leben in Syrien, verbunden mit der Erkenntnis, dass man in Syrien im Sommer wegen der Hitze auf den Flachdächern schläft, so bekam man dort Halawet el Jibn, eine arabische Nachspeise mit Grieß und Mozzarella, serviert und erfuhr so einiges über die Küche im Nahen Orient. Begab man sich im nächsten Raum mithilfe des Romans von Annabel Wahba auf eine abenteuerliche Flucht über das Mittelmeer, so erwartete einem im übernächsten die Möglichkeit, sich zum Thema „Integration“ auf einer Leinwand zu verewigen – und nebenbei mal wieder so richtig rumzukleckern!

Das Feedback der Schüler/-innen fiel dementsprechend äußerst positiv aus:

Das war sehr interessant!,
Vieles hatte ich so noch nie gehört!,
Das war mir gar nicht bewusst!,
Es hat einfach Spaß gemacht!,
Zu kurz! Man hätte wenigstens noch die 6. Stunde mithernehmen können!,

um nur einige der Echos zu nennen, die am Schluss der Veranstaltung kamen.

Und die Organisatoren? Sie waren erst mal erleichtert, dass alles soweit geklappt hat, und bedankten sich mit einer Tafel Schokolade aus dem Dorfener Fair-Trade-Shop bei den 12 Gästen, die sich für die Mitgestaltung des Tages hatten gewinnen lassen. Viel Zeit, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, bleibt den 16 Schüler/-innen beileibe nicht; denn schließlich geht es schon in kurzer Zeit in die heiße Phase des Abiturendspurts. Doch das Gefühl, dass das Projekt im Großen und Ganzen eine gute Sache war und auch persönlich bereichert hat, wird sie hoffentlich noch länger begleiten.